650 Jahre Solingen
solingen feiert geburtstag. und die ganze stadt ist auf den beinen. die mehrmonatige 650-jahr-feier hält viele highlights bereit. einige stellen wir gerne vor.
„Wir wollen die Gemeinschaft der Stadt in den Fokus rücken“, betonte Oberbürgermeister Tim Kurzbach bei der Präsentation des umfänglichen Programms rund um das 650jährige Stadtjubiläum. „Aus einem Dorf wurde die weltbekannte Klingenstadt – frei, tolerant und bunt.“ Gefeiert wird festlich, aber nicht abgehoben. Bodenständig im Sinne „von Mensch zu Mensch“. Und so sieht der umfängliche Veranstaltungskalender sowohl kleinere Stadtteilfeste als auch ein großes, dreitägiges „Festival der Vielfalt“ in der Solinger City vor.
Alles steht unter dem Motto “SG/meinsam erleben” (sprich: Es gemeinsam erleben). Denn so ein Stadtjubiläum gibt Gelegenheit, sowohl auf die Vergangenheit als auch in die Zukunft zu schauen und Gemeinsames zu gestalten. Denn Solingen, das steht sowohl für ein „schneidiges Erbe“, sprich: unsere traditionelle Schneidwarenproduktion, als auch für Innovation und Moderne. Für Aufbruch und Erleben.
In der City: das „Festival der Vielfalt“
Das große Stadtfest anlässlich des Jubiläums findet vom 23. bis zum 25. August statt. Es soll ein Wochenende sein voller Emotionen, Entdeckungen und einzigartiger Momente, die man nie wieder vergisst. Gemeinsam gilt es, einzutauchen in die faszinierende Vielfalt unserer Stadt. Solingen Mitte wird dabei zur großen Festmeile, denn vom Neumarkt über den Fronhof bis zum Mühlenplatz wird gefeiert. Mit einem abwechslungsreichen Programm mit Live-Musik, Kabarett, Akrobatik, kulinarischen Köstlichkeiten, Kunsthandwerk, Unterhaltung für Kinder und vielem mehr.
Once in a lifetime-Momente live in Solingen
„Auf allen drei Bühnen auf dem Neumarkt, Fronhof und Mühlenplatz wird Außergewöhnliches geboten: Einerseits musikalische Leckerbissen, etwa am Freitag der weltweit gefeierte DJ Topic, der aus Solingen stammt, zusammen mit den Bergischen Symphonikern – elektronische Klänge treffen auf klassische Musik, ein audiovisuelles Erlebnis, das die Sinne verzaubert. Andererseits in Solingen sehr beliebte Bands wie „Jan & Jascha“, „Suzan Köcher‘s Suprafon“ und „SEE YOU“. Am Samstag die Band „Mike & The Waiters“ zusammen mit der Dorper Kantorei. „Schleutermann & friends“ spielen Hits der Rolling Stones. Und am Abend gibt der u.a. aus der Show „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“ bekannte Musiker Gregor Meyle sein Debüt in Solingen auf dem Neumarkt … während ein paar Straßen weiter auf dem Fronhof der wunderbare Gitarrist Jens Filser zusammen mit der Weltklasse-Sängerin Brenda Boykin organischen Blues zum Besten geben.
23. Ausgabe des Festes „Leben braucht Vielfalt“
Rund um den Fronhof bis zur Hauptstraße findet am Samstag, dem 24.8. parallel die 23. Auflage des Internationalen Kultur- und Umweltfests „Leben braucht Vielfalt“ statt. Dabei stellen Vereine und Organisationen sich und ihre Arbeit vor, laden Aktions- und Essenstände dazu ein, die Vielfalt dieses breiten Engagements für eine bunte, faire, sozial und ökologisch nachhaltige Zukunft Solingens zu entdecken.
„Rockcity is electric“:
60 Jahre lebendige Musikgeschichte
Ebenfalls am Samstag wird es auf der Bühne am Mühlenplatz zunächst ab 18 Uhr die „Cow-Club Show“ geben, ab 19 Uhr dann ein einzigartiges Konzert nach dem Motto „Rockcity is electric“. Dahinter steckt unter anderem der Solinger Musiker und Sänger Julian Müller, der sich diese spannende Reminiszenz an 60 Jahre Solinger Rock- und Pop-Geschichte im Stil einer Unterhaltungsshow ausgedacht hat: „Schon seit meiner Kindheit bin ich fasziniert von Musik und den Geschichten dahinter. Als Musiker habe ich nach und nach Leute aus der Solinger Szene kennengelernt, durch die ich immer mehr über die Musikgeschichte der Stadt erfahren habe. Darüber habe ich unter anderem eine Artikelreihe fürs Solinger Tageblatt geschrieben. In den vielen spannenden Gesprächen mit Musikern und Musikerinnen und weiteren Zeitzeugen konnte ich Informationen ordnen und Stück für Stück zu einer Gesamtbetrachtung zusammenfügen, die sicherlich noch nicht zu Ende erzählt ist, aber doch einen guten Eindruck davon vermittelt, warum Solingen weit über die Grenzen von NRW hinaus in vielen in weiten Kreisen als Rockcity Number One bekannt geworden ist.“
Der studierte Pädagoge hat sich dafür mit Musikerinnen und Musikern ganz unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Stilrichtungen zusammengetan: „Für die geplante Show werden wir wieder eine Band zusammenstellen, zu der wir verschiedene Gäste aus der Solinger Musikgeschichte einladen und so ein Zusammentreffen von mehreren Generationen auf die Bühne bringen werden. Dieses Aufeinandertreffen ist für mich ein besonderer Aspekt dieses Projektes. Man kommt mit neuen Leuten zusammen, trifft alte Freunde, die man schon lange nicht mehr gesehen hat, und macht gemeinsam Musik.“ Dieser Streifzug durch sechs Jahrzehnte Solinger Rock- und Popkultur findet sich auch in einer von Julian Müller kuratierten, gleichnamigen Ausstellung wieder, die ebenfalls im Laufe des Jubiläumsjahres (erneut) präsentiert werden soll. Näheres dazu auch unter: https://solingen650.de/events.
Der Festival-Sonntag: Vorhang auf für Theater und Kabarett
Der Sonntag (25.8.) wird zu einem Tag voller Theater- und Kabarett-Auftritten! Dabei werden die Bühnen und Straßen sowohl von Akrobaten, Comedians, Clowns, Gauklern, Stelzenläufern und Theaterdarstellern als auch von Brass-Bands zum Leben erweckt. Ein Festivaltag, der die ganze Familie mit Lachen, Staunen und Begeisterung erfüllen soll. Den Höhepunkt halten die Gruppen Bencha und Close-Act aus den Niederlanden bereit: Verkleidet als poetische Figuren werden sie den Neumarkt zu Livemusik in eine Welt wie aus einer anderen Zeit verwandeln. Und hoch oben in der Luft verzaubern akrobatische Performances die Sinne
Das ganze Jahr über viel los in den Stadtteilen
Doch nicht nur in der City wird viel geboten im Jubiläumsjahr, sondern auch in den einzelnen Stadtteilen, meist organisiert vorn ehrenamtlich Engagierten. 2018 wurde die Gerd-Kaimer-Bürgerstiftung Solingen gegründet, unter anderem mit dem Zweck, solches Engagement zu unterstützen. Im Jubiläumsjahr fördert die Stiftung 40 Projekte gemeinnütziger Organisationen, die „der Stadt guttun“, unter anderem von Heimatvereine aus fünf Solinger Stadtteilen, die für die Umsetzung ihrer Ideen je eine Förderung von 22.000 € von der Stiftung erhielten. So unterschiedlich die Projekte auch sind, so haben sie doch eins gemeinsam: Sie unterstreichen die Verbundenheit im Stadtteil, nehmen alle Bevölkerungsgruppen mit und bieten einen bunten Aktivitäten-Mix. Etwa im beschaulichen Stadtteil Gräfrath, wo es rund um den mittelalterlich anmutenden Marktplatz stets ein Plätzchen zum Entspannen und „Seele-baumeln“ gibt, und wo sich neben dem Deutschen Klingenmuseum auch das „Zentrum für verfolgte Künste“ sowie das Kunstmuseum Solingen befinden.
Hier wird am Samstag, 29. Juni und Sonntag, 30. Juni, jeweils von 12 bis 20 Uhr frei nach dem Motto “Gräfrath durch die Jahrhunderte“ gefeiert. Geplant ist zum Beispiel eine historische Kirmes am Brandteich mit Fahrgeschäften und Attraktionen aus unterschiedlichen Epochen. Zu familienfreundlichen Preisen sollen hier Karussells und Spielbuden nach Lust und Laune ausprobiert werden können. Das Klingenmuseum wird aus Anlass des Festes seine Pforten kostenfrei öffnen und Museumsdirektor Dr. Sixt Wetzler Sonderführungen zum Thema Mittelalter anbieten.
Authentischer Mittelaltermarkt in Gräfrath
Im Innenhof des Klosterhofs gibt es über das Wochenende einen authentischen Mittelaltermarkt mit entsprechenden Essensständen und Handwerkern, der die Zeit ums Jahr 1300 lebendig werden lässt. Auch unterhaltsame Showkämpfe und eine Kinder-Knappenschule sind Teil des Spektakels. Abgerundet wird das mittelalterliche Angebot durch einen Bogenschützen und eine Falknerei.
Auch auf dem Marktplatz wird ein abwechslungsreiches Programm Gäste aus nah und fern begeistern, unter anderem mit Auftritten von Theater- und Tanzgruppen, Live-Musik, Lesungen und einem Gottesdienst. Selbstverständlich ist auch für das leibliche Wohl gesorgt. „Mit diesem Fest zeigt Gräfrath mal wieder, wofür es steht, nämlich vor allem für Gemeinschaft“, erklärt Bastian Zigman, 1. Vorsitzender des Heimatvereins Solingen-Gräfrath e.V.. Insgesamt sind viele Dutzend Ehrenamtler bei den Vorbereitungen engagiert, u.a. Sportvereine, Museen, Gastronomen und auch die Kirchengemeinden. „Uns ist vor allem wichtig, ein familienfreundliches Programm auf die Beine gestellt zu haben, mit dem wir Besucher und Besucherinnen inspirieren wollen“, erklärt Bastian Zigman.
„Burger Biennale“ im September
Für Inspiration wollen auch die Aktiven aus dem Stadtteil Burg sorgen. Sie haben gleich mehrere Termine im Jubiläumsjahr vorbereitet, unter anderem das „Weinfest auf der Wupperinsel“ am 25. bis 26. Mai, die „Burger Erdbeerpromenade“ am 28. Juni, den Schlemmermarkt (mit Quietscheentchen-Rennen) am 17. August, den Feierabend-Markt zum Erntedank am 11. Oktober sowie die Schlossberg-Weihnacht vom 30. November bis zum 1. Dezember.
Im Mittelpunkt der Festivitäten aber steht die „Burger Biennale“ vom 20. bis 22. September. Hierbei liegt der Fokus auf dem Thema „Kunst und Kultur“. Geplant ist unter anderemein Kunstwettbewerb, bei dem Künstler aufgefordert sind, selbst zu Pinsel, Stift und Papier zu greifen. Geplant sind offene Galerien und Kunstworkshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene entlang der Schlossbergstraße bis zum Schloss und an den verschiedenen Stationen ein musikalisches und gastronomisches Begleitprogramm. „Wir wollen unsere Gäste ermuntern, sich ganz gezielt der Besonderheit und Schönheit unseres Stadtteils zu widmen“, erklärt Bettina Wohlrab vom Organisationsteam. „Toll wäre, wenn wir auch neue Zielgruppen erreichen, von denen wir uns wünschen, dass sie ihre persönlichen Eindrücke etwa mit Hashtags posten. Insgesamt wollen wir mit dieser Aktion neue Perspektiven auf den Ort eröffnen“, erklärt die Betreiberin der „Vintage-Werkstatt“ in Unterburg, die dort Kreatives mit Gastronomie verbindet.
Die Idee zur „Burger Biennale“ fiel nicht „vom Himmel“, sondern hat viel mit dem Ort selbst zu tun – schließlich ließ sich auch der Genre- und Landschaftsmaler bzw. Radierer der Düsseldorfer Schule, Erich Wilhelm Hasenclever, von der schönen Lage des Ortes am Ufer der Wupper inspirieren und blieb hier bis zu seinem Tod im Jahr 1967. „Wir konnten einen Sammler seiner Werke für die Idee gewinnen, im Schloss eine Auswahl der Bilder mit Motiven hier aus Burg als Ausstellung zu präsentieren“, erklärt Bettina Wohlrab. Ebenso sollen im Rahmen der Biennale auch historische Filmsequenzen sowie Passagen aus Spielfilmen, die in Burg gedreht wurden, gezeigt werden. Zum „guten Schluss“ wird es eine Abschlussveranstaltung in der Eventlocation „Dürpellos“ geben, bei der unter anderem die besten Beiträge des Wettbewerbs gekürt werden und die Akteure die Biennale Revue passieren lassen. „Wir würden diese Beiträge dann gern als Motive für Postkarten oder eventuell einen Kunstkalender nutzen“, erklärt Bettina Wohlrab.
Fest: „Wupper in Flammen“ mit Lasershow
Auch der 1907 gegründete „Verschönerungsverein Rüden-Friedrichstal e.V.“ stellt sein traditionelles Fest „Wupper in Flammen“ in diesem Jahr unter den Schirm der 650 Jahr-Feier. Seit über 60 Jahren richten die Rüdener und Friedrichstaler dieses weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte und beliebte Sommerfest auf der „Festwiese“ in Rüden aus, in diesem Jahr am Freitag, dem 21. und Samstag, dem 22. Juni. „Wir haben uns entschieden, den Sonntag wieder zum Aufräumen zu nutzen und wie schon 2023 auf das traditionelle Feuerwerk zu verzichten. Stattdessen wird es wie schon im Vorjahr eine Lasershow geben, die für allgemeine Begeisterung gesorgt hat“, erklärt Vereinsvorsitzende Petra Meis. „Als Topact konnten wie die Band See You gewinnen, die sicherlich auch den einen oder anderen neuen Besucher im Schlepptau zu uns an die Wupper bringen wird.“
Der diesjährige Fokus liegt auch auf einem Blick in die Vergangenheit, erklärt die Vereinsvorsitzende: „Früher gab es hier ja jede Menge Schleifkotten. Der letzte noch existierende, der Untenrüdener Kotten, öffnet während des Festes seine Türen, so dass man dem Schleifer Uwe Sürth bei der Arbeit über die Schulter schauen kann. Zusätzlich planen wir Dorfführungen. Sie werden von den Älteren angeboten, die sich mit der Geschichte des Ortes am besten auskennen und auch Geschichten zu erzählen wissen.“
Vereinsvorsitzende Petra Meis und ihr Stellvertreter Horst Franke sind besonders stolz darauf, dass beim Fest alle mitanpacken: Über 140 Mitglieder zählt der Verein, und alle, vom Schulkind bis zum Senior helfen überall da, wo Hilfe gebraucht wird. „Viele von den Älteren backen leckere Kuchen, andere stehen am Grill, Zapfhahn oder geben Erdbeerbowle aus und die Kinder sammeln etwa die Flaschen wieder ein. Das ist schon eine tolle Gemeinschaft, ohne die solche Feste nicht möglich wären.“
Und so ziehen sich das Wort Gemeinschaft bzw. das Motto “SG/meinsam erleben” durch alle Aktivitäten des Jubiläumsjahres, egal, ob in Gräfrath, Burg oder Höhscheid, in Wald, Ohligs oder Mitte. Eine Übersicht über alles, was im Laufe des Jahres passiert, findet sich auf der entsprechenden Website solingen650.de.