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Feuersalamander und Flüsterwald

EINTAUCHEN IN DIE RUHE DES WALDES

Ob allein, zu zweit oder mit Freunden und Familie – Wanderungen in den Solinger Wäldern sind Erholung pur.
Viel Wissenswertes erfährt man bei den Führungen der „Wupper-Tells“.

Die Entdeckung der Langsamkeit in einer immer schneller werdenden und gefühlt unsichereren Welt macht den Wald für uns alle zu einem sehr wertvollen Hort“, meint Robert Scheib.
Besonders die Wupperberge haben es dem 55jährigen Buchautor („Der grüne Krieger – Einführung in die Nachhaltigkeit“) angetan. „Der Wald wirkt stimmungsaufhellend auf uns – bei jedem Wetter“, meint der studierte Betriebswirt, der in Langenfeld wohnt. „Im Wald können wir ganz wir selbst sein, nicht zuletzt, weil uns niemand kritisch beobachtet und stört. Ob alter Pulli, gemütliche Wohlfühlhose oder klobige Wanderschuhe – solche Äußerlichkeiten sind da völlig egal. Es zählt, was funktioniert.“

Robert Scheib

Antennen und Sensoren ausfahren

Im Wald, so Robert Scheib, könne man sich „öffnen und weiten“: „Die Reduktion des Sichtbaren lässt uns das bis dahin Unsichtbare sehen und spüren. Anders als in der Stadt müssen wir keine Reize ausblenden, sondern fahren unsere Antennen und Sensoren aus. Umso öfter wir das tun, desto sensibler werden unsere Sinne.
Häufig führt das Eintauchen in diese andere Welt zu anderen Perspektiven, von der Selbstreflektion über die Selbstwirksamkeit hin zur Resilienz.“
Der Aufenthalt im Wald sei eine Art von „Konsum ohne Konsum“, meint der Nachhaltigkeits-Experte, „eine Pause mit einer Stulle Brot, einem Stück Käse und dazu einer gefüllten Wasserflasche kann schon Glück bedeuten.“ Natürlich können auch eine Tasse Tee oder Kaffee und dazu ein Stück Kuchen im Café, das auf dem Weg liegt, ein Genuss sein. „Es geht ja nicht darum, Konsum komplett auszublenden, sondern nur, nicht darauf fokussiert zu sein und sich nicht durch die Suche nach einem vermeintlich tollen Hotspot aus der Ruhe bringen zu lassen.“

Die Zukunft: artenreiche,
heimische Mischwälder

Natürlich macht auch ihm der Anblick von toten Fichtenwäldern und kränkelnden Kiefern und Buchen zu schaffen. Denn auch in Solingen sorgen die Borkenkäfer für ein flächenhaftes Baumsterben – etwa von Fichten. Gefällt werden die Bäume vor allem dann, wenn die Sicherheit – im Straßenverkehr, auf Waldwegen oder für Waldarbeiter – nicht mehr gewährleistet werden kann. Immerhin: etwa ein Viertel der Fläche Solingens, also rund 2300 Hektar, ist nach wie vor bewaldet, davon bestehen drei Viertel aus Laubbäumen.
Denen gilt das besondere Augenmerk des Leiters der Abteilung Natur und Umwelt/ Wald und Landschaft, Markus Schlösser. Der Wald, das sei ein Generationenprojekt, so der Revierförster: „Die Lösung sind zukunftsfähige, artenreiche, heimische Mischwälder. Der Eiche etwa traut man im Klimawandel viel zu. Ebenfalls pflanzen wir kleinere Gruppen standortgemäße Laubbäume sowie Ebereschen und Wildkirschen als Randbäume an.“

Flüsterwald – Erlebnisse
in wertvoller Natur

Mit seinen alten Buchenwäldern, Felsaufschlüssen und der naturnahen Wupper ist das Flora-Fauna-Habitat- Gebiet „Wupper von Leverkusen bis Solingen“ an der Stadtgrenze zwischen Remscheid und Solingen reich an schutzwürdigen Lebensräumen. Immer mehr Menschen entdecken die Wege hier und wollen auch mehr erfahren über die Besonderheitendieses Naturraumes. Dieses Wissen auf interessante Art und Weise zu vermitteln – sowohl für Kinder als auch für Erwachsene – das haben sich die dafür eigens ausgebildeten Erzähl-Naturführer, die sogenannten Wupper-Tells, zur Aufgabe gemacht.

Spuren von
400 Millionen Jahren
Erdgeschichte

Eine von ihnen ist Alexandra Clauberg.
Die Diplom-Geografin lässt sich bei ihren Führungen nicht nur von
Pflanzen und Bäumen inspirieren, sie begeistert sich auch für Steine und Felsformationen. „Auch die findet man natürlich an den schroffen, felsigen Wupperhängen“, erklärt sie. „Die Erdgeschichte des Bergischen Landes ist ja rund 400 Millionen Jahre alt. Da kann man an vielen Stellen Spuren dieser langen Entwicklung entdecken. Und man kann herrliche Geschichten dazu erzählen.“ So kann man sich dann auch besser vorstellen, dass die Sedimentgesteine und Fossilien, die man hier durchaus findet, teils aus einer Zeit stammen, in der sich auf Solinger Gebiet der Ausläufer eines tropischen Meeres befand, der auch Korallenriffe aufwies.

Alexandra Clauberg aus Solingen

KONTAKT

Eine Anmeldung zu den Touren der
Wupper-Tells erfolgt am besten über die
Website www.wupper-tell.de.

Oder telefonisch, Fon: 0212 25427 – 27
oder per E-Mail: wuppertell@bsmw.de

Wälder, Wupper,
Wackersteine

„Seit Beginn des Eiszeitalters vor ca. 2,4 Millionen Jahren graben sich die Flüsse und Bäche in die Bergischen Hochflächen ein und schufen so die typische Mittelgebirgslandschaft mit schmalen Höhenrücken und zahlreichen steilen Seitentälchen, den so genannten Siefen“, erklärt Alexandra Clauberg. Aber sie weiß auch Wissenswertes über die heimische Tier- und Pflanzenwelt zu berichten, verbunden mit spannenden Sagen, Geschichten und Märchen des Bergischen Landes.
Zweieinhalb Stunden dauert etwa eine ihrer „Lieblings-Führungen“ mit dem Titel „Wälder, Wupper, Wackersteine“, während der sie Einblicke gibt in die geologische Entwicklungsgeschichte der Region.

Fledermaus
und
Feuersalamander

Die Wupper-Tells können auch für Kindergeburtstage und Familienausflüge gebucht werden. Mal bewegt man sich auf den Spuren des Feuersalamanders, ein anderes Mal geht es um das abendliche Fledermaus-Erwachen oder den Eisvogel. „Dessen Lebensraum ist durch das Hochwasser erheblich bedroht“, gibt der Leiter der biologischen Station mittlere Wupper, Dr. Jan Boomers, zu bedenken.
Auch zu solchen Themen gibt es im Rahmen der Führungen viele interessante Informationen, sie tragen zu verheißungsvolle Namen wie „Von Bergischen Schleifern, Hexen und Heinzelmännchen“, „Kotten, Klingen, Kurioses“ und „Die Nacht hat tausend Augen!“. Das macht neugierig.
Letztere ist natürlich eine Nachtwanderung, in der es eine Stunde lang durch den dunklen Flüsterwald geht – am besten mit Taschenlampen ausgestattet.
Apropos „Flüsterwald“ – so wird der Uferbereich der Wupper zwischen Burg und Müngsten genannt, weil hier auf sanften Tourismus gesetzt wird – damit Tiere und der Wald zwar erkundet werden, aber dennoch ihre „Ruhe“ behalten können.

Sengbachtalsperre Solingen

Die Sinne wiederbeleben

„Der Wald nimmt und bestimmt unsere Zeit. Das Motto ist: Reduzieren ohne sich zu reduzieren“, meint auch der frühere Top-Manager Robert Scheib, der sich vom Hamsterrad- Leben verabschiedet hat. „Um eintauchen zu können in die Ruhe
des Waldes, braucht es kein festes Regelwerk. Man kann sich einfach treiben lassen wie das Blatt im Wind. Der Weg wird zum Ziel. Dabei ist alles erlaubt, was uns in den Sinn kommt: Schlendern, rennen, springen, verweilen, sich auf den Boden legen oder auf einen Baumstamm setzen, die Augen schließen. Man sollte einfach nur niemandem schaden oder etwas beschädigen, wie klein oder groß es auch sein mag, sichtbar oder unsichtbar.“
Längere Aufenthalte im Wald haben eine durchweg positive Wirkung. Sie reduzieren Stress und die Chancen, dass Stress sich erneut aufbaut, so Robert Scheib: „Wenn wir uns darauf einlassen, unsere Sinne wiederzubeleben, die im Lärm und der Reizüberflutung des Alltags oft abgestumpft sind, haben wir viel gewonnen.“

Gesundheitsfördernde Faktoren eines längeren Aufenthalts im Wald

laut Autor Robert Scheib: 

  • Stärkung der Widerstandskraft des Körpers
  • Förderung der Zellbildung
  • Positive Wirkung durch u.a. eine intensive Sauerstoffversorgung und natureigene Luftfilterung von Schadstoffen
  • Bessere Regeneration dank entspannendem Umfeld

Mehr dazu in seinem Buch: „DER GRÜNE KRIEGER – Einführung in die Nachhaltigkeit“

Der Grüne Krieger Robert Scheib

Fotos: Sonja Nordmann, Robert Scheib, Wupper-Tells, Top Tesche Dokumentarfilm – Produktion
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