„klingenmuseum für kinder“

und weitere spannende Entdeckungen in Solingen Gräfrath für die ganze Familie

Gräfrath ist ein Ort, der auf den ersten Blick verzaubert. Nur die Innenstadt von Alt-Solingen wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Alle anderen sind weitgehend verschont geblieben. Historische Bausubstanz in Wald und Ohligs ist in den 60er Jahren zugunsten breiterer Durchgangsstraßen zerstört worden.
Der historische Ortskern ist geprägt von seiner fast tausendjährigen Geschichte. Die ersten Spuren Gräfraths führen tatsächlich zurück bis ins Jahr 1187, als das ehemalige Augustiner-Chorfrauenstift gegründet wurde. Es thront hoch über dem Ortskern und beherbergt heute das Deutsche Klingenmuseum.
Der Ortskern steht unter Denkmalschutz und zählt 120 Baudenkmäler. Überall gibt es etwas zu entdecken, man muss nur genau hinschauen und gerade Kindern macht das doch viel Spaß. So befindet sich etwa über der Haustür Gräfrather Markt 3 ein geflügelter Merkurstab mit verschlungenen Schlangen drumherum. Ein Hinweis darauf, dass hier ehemals ein erfolgreicher Kaufmann wohnte, denn Merkur galt als Schutzgott der Kaufleute. Neben dem Eingang der Galerie „Art Eck“ fällt eine gesprayte gelbe Banane auf. Mit diesem Graffiti- Tag verewigte sich der Kölner Street Art-Künstler Thomas Baumgärtel an der Hauswand und markierte so einen „Ort der Kunst“.
Im 19. Jahrhundert war es vor allem der „Wunderarzt Dr. de Leuw“, Spezialist für Augenheilkunde, der die Entwicklung des Ortes beeinflusste und eine Art von Tourismus in Gang brachte. Aus dieser Zeit stammt auch das „Hotel zur Post“, in dem auch heute Gäste aus aller Welt übernachten.

Viel zu sehen rund
um den Marktplatz

Typische Bergische Schieferhäuser gruppieren sich idyllisch um den alten Marktplatz. Dort kann man sich gemütlich in eines der Cafés und Restaurants setzen bzw. bei gutem Wetter auch draußen an die Tische auf dem Marktplatz. Ebenso gibt es die Möglichkeit, bei den beiden kreativen Laden-Besitzerinnen von „Käthe & Juuls“, vor ihrem Concept Store, Adresse: In der Freiheit 44, kurz einen Latte oder Kakao zu trinken. Den Kids macht es sicher auch viel Spaß, in den autofreien, schmalen Gängen ein wenig herumzulaufen. Ein kleiner Weg führt etwa von der Straße „In der Freiheit“ aus zum Hof Koester & Lauster. Und auch abseits der Straßen „Am Graben“, „Am Wall“ und Täppken gibt es jede Menge schöner alter Häuser und Gärten.
Auf dem kleinen Platz an der Kirchtreppe in Höhe der Straße Täppken sind einige Schleifsteine in den Boden eingelassen. Sie zeugen von der langen Tradition der Messer und Klingen in Solingen. Dazu kann man Kindern viel erzählen: etwa, dass sich die teils meterhohen Steine bis Anfang des 20. Jahrhunderts in den Produktionsstätten der damaligen Zeit, den Kotten der Schleifer drehten. Zeitweise gab es davon bis zu 100 Stück in Solingen.
Diese befanden sich allesamt an Bachoder Flussläufen und die zentnerschweren Schleifsteine wurden mit Wasserkraft, also Wasserrädern angetrieben. Im Zuge der industriellen Revolution sank ihre Bedeutung allerdings und Dampfmaschinen gewannen an Einfluss. Diese Original- Werkstätten kann man in Solingen noch im Balkhauser Kotten und Wipperkotten besuchen.

Schleifsteine in Solingen Gräfrath

Qualität hoch zehn:
me fecit solingen

Messer, Scheren, Schwerter, Dolche – darüber erfährt man mehr im Deutschen Klingenmuseum, das nur ein paar Meter weiter die Klostertreppe hinauf vorbei an der Klosterkirche auf dem Hügel liegt. Schließlich ist Solingen seit dem Mittelalter Zentrum der deutschen Klingen-, Messer- und Schneidwarenherstellung. „me fecit solingen“ war und ist ein Top-Qualitätsmerkmal. Es bedeutet so viel wie „ich wurde in Solingen gemacht“. Schwerter mit dieser Art Inschrift waren heiß begehrt, kam die sehr gute Qualität des Produkts doch so etwas wie einer Überlebensversicherung gleich – bei geübter Handhabung des Kämpfers.

Me fecit SOlingen

Von Faustkeilen
und Fastfood

Die umfangreiche Sammlung des Museums gibt einen Einblick über die Entstehung und Verwendung blanker Waffen und Schneidwaren, aber auch über die grundsätzliche Bedeutung des Schneidens für die Menschheitsgeschichte und die Benutzung von Besteck. Für Kinder muss es meist ein interaktives Moment sein, um sie zu begeistern, und so ist das „klingenmuseum für kinder“ im Nachbarhaus genau der richtige Ort, um zu verstehen, was es mit dem „schnippeln“ auf sich hat. Dr. Isabell Immel ist stellvertretende Museumsleiterin, für sie ist die Erfindung des Schneidens fast gleichzusetzen mit der des Feuermachens: „Mit einem Schneidewerkzeug lernten Menschen Dinge zu zerkleinern, Nahrung zuzubereiten sowie Kleidung und nützliche Gegenstände herzustellen.“ So können die Kids auf Entdeckungsreise gehen, alles ausprobieren, bewegen und drehen. Es gilt, Geräusche zuzuordnen, in geheimwendung finden. Und sogar die mit 9 mm „fast kleinste Schere der Welt“ ist in einem Kasten mit Vergrößerungsglas gut zu betrachten.
Selbst Hand anlegen können die Kids auch in der Zinnwerkstatt im klingenmuseum für kinder. Die Aufgabe besteht darin, einen Schmuckanhänger aus Zinn herzustellen, ihn zu feilen und zu polieren. Muskelkraft ist auch im Schmiedehaus in einem Häuschen / Kotten neben dem Museum gefragt. Hier stehen eine gasbetriebene Esse und vier Ambosse bereit, an denen auch Jugendliche und Kinder ab ca. acht Jahren – unter Anleitung eines Schmiedemeisters – das Eisen schmieden und ein Messer anfertigen können. Dauer: ca. drei Stunden, Teilnahme nur nach Anmeldung.
Fürs „große Museum“ gibt es außerdem Rallye-Bögen für Kinder ab sechs Jahren unter anderem mit Fragen zu den Themen Scheren, Tischsitten und Besteck. Was auch immer die Kinder bei ihrem Besuch im Deutschen Klingenmuseum erleben, „ich wünsche mir, dass sie eine gute Zeit in unserm Haus haben“, meint Isabell Immel. Für eine größtmögliche Vielfalt für alle Altersgruppen, ab der 1. Klasse, ist jedenfalls gesorgt – und vor den Türen des Museums wartet ein Piratenschiff zum Klettern.

Anreise 

Parkmöglichkeiten: Größere Parkplätze befinden
sich nördlich vom Gräfrather Zentrum, am
Brandteich sowie am Kunstmuseum Solingen.
Anfahrt mit Bus und Bahn: Von Wuppertal
empfiehlt sich der Bus der Linie 683, vom Solinger
Hauptbahnhof aus geht es zunächst mit der
Linie 682 Richtung Solingen Zentrum, Umstieg
am Haltestelle Central. Dort die Straßenseite
wechseln und mit einem Bus der Linie 683 weiter
Richtung Wuppertal bis Haltestelle Gräfrath.

 

Solingen Bärenloch Kartenansicht

Fotos:  Deutsches Klingenmuseum Solingen, Liane Rapp
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