Startseite » Natur satt

Natur satt

GRÜNE ENKLAVEN
DIREKT VOR  DER  HAUSTÜR

Was Solinger an ihrer Heimatstadt besonders schätzen? Die Nähe zu Wald, Wiesen und Feldern.
Denn da lässt sich herrlich entspannen und … wandern!

Sabine Karmisevic und ihr Mann Željko wohnen im Süden von Solingen. Wenn sie vor die Tür gehen, dauert es keine fünf Minuten und sie finden sich inmitten von Wald und Wiesen wieder. „Das ist ein unglaublicher Pluspunkt an Solingen – das viele Grün, auch stadtnah“, erzählt die 46jährige Verwaltungsfachwirtin. Und, auch wenn ihre große Passion das (schnelle) Laufen ist, so wandert sie zusammen mit ihrem Mann auch gern in den Wupperbergen. „Solingen mit seinem Grüngürtel, der sich um die Stadt legt, eignet sich super, um ungestört in der Natur unterwegs zu sein“, meint sie. Für einen Tagestrip hat sie gleich mehrere Tipps.

Tipp Nummer 1: der „Liewerfrauen-wanderweg“

Besonders angetan hat es ihr der rund 15 Kilometer lange „Liewerfrauenwanderweg“. Der Startpunkt für die Rundwanderung befindet sich im Stadtteil Höhscheid. „Auswärtige können bequem mit dem ÖPNV anreisen und am Halt Grünewald aussteigen oder mit dem Pkw am Gründer- und Technologiezentrum parken. Wer die Runde bis zum Schluss zu Fuß geht, sollte so fünf bis sechs Stunden einkalkulieren. Es gibt aber an verschiedenen Orten auch Möglichkeiten, auf den Bus umzusteigen und so die Wanderzeit zu verkürzen“, so Sabine Karmisevic. Die „Liewerfrauen“, die dem Weg den Namen geben, gehörten bis ins letzte Jahrhundert zum Straßenbild der Klingenstadt. Sie transportierten und lieferten die Klingen zu den Fabriken, die ihre Männer oder Väter in den Kotten entlang der Wupper oder an Bachläufen gefertigt hatten. Die weiterverarbeitende Industrie lag im Gegensatz zu den von Wasserkraft angetriebenen Werkstätten der Schleifer mehrheitlich auf den Kuppen der Stadt, und so waren die Wege der „Lewerfrauen“ nicht selten steil und beschwerlich – zumindest mit einem Korb voller Klingen auf dem Kopf. Teils bis zu 20 Kilo schwer …

Von Wasserrädern und
Hammerschlägen

Ja, Solingen und die Schneidwarenproduktion, das gehört zusammen wie Pott und Deckel. Die Klingenstadt ist die einzige Stadt weltweit, deren Name markenrechtlich geschützt ist. Als „made in Solingen“ darf nur bezeichnet werden, was in allen wesentlichen Herstellungsstufen im Solinger „Industriegebiet“ gefertigt wird.
Die Wupper und ihre Nebenbäche sorgten dafür, dass die Industrialisierung im Bergischen Land früher als anderswo in Europa begann. Ab dem späten 14. Jahrhundert säumten Hämmer und Kotten die Ufer. Wasserräder trieben die Hammeranlagen, Schleifsteine und Blasebälger der Schmiedefeuer an. „Spuren dieser vergangenen Zeit kann man auch bei dieser Wanderung erleben“, erzählt Sabine Karmisevic. „So passiert man einige hübsche Hofschaften wie Mittelpilghausen. Wer genau hinschaut, erfährt beim Anblick der teils gut erhaltenen Fachwerkhäuser viel über das Leben der Leute früher. So sind etwa einige wenige Brunnen noch erhalten, damals ‚Pött‘ genannt, wo gemeinsam Wäsche gewaschen wurde.“ Audiofiles in der „Waldgestalt- App“ geben dazu interessante Erklärungen. Geodaten sind dort auch zu finden.
Beim Wandern auf dem „Liewerfrauenweg“ geht es vom urbanen Teil der Solinger Innenstadt an Hofschaften vorbei entlang des Pilghauser und Nacker Baches teils über schmale Pfade in Richtung Wupper, wo an Sonn- und Feiertagen auch der Besuch des Wipperkottens möglich ist. Sabine Karmisevic kommt hier mit Gästen gern schon mal vorbei: „In dieser letzten original erhaltenen Solinger Schleifmühle arbeiten heute noch an bestimmten Tagen Schleifer mit Wasserrad und Transmissionsriemen. Ein sehenswertes Spektakel für Groß und Klein!“

Wehr am Wipperkotten in Solingen

Von der Wupper aus kann man den Weg zurück über interessante Haltepunkte in der Wipperaue, im Friedrichstal und im Stadtteil Höhscheid zu Fuß bestreiten, teils steil bergan, teils mit tollen Ausblicken bis weit in die Rheinebene. Alternativ gibt es aber auch die Möglichkeit, mit der Buslinie 250, die zwischen Köln Hbf. und Solingen-Mitte pendelt, den Rückweg abzukürzen. Oder man steigt ein paar Kilometer weiter in die Linie 697 Richtung Graf-Wilhelm-Platz..

Tipp Nummer 2:
der Klingenpfad

Auch der 1935 eingeweihte „Klingenpfad“ (alternativ: S-Weg) ist eine besondere Wander-Attraktion. Er gilt als einer der schönsten und abwechslungsreichsten Wanderwege im Bergischen Land. Auf rund 70 Kilometern umschließt er die Klingenstadt und bietet ein weites Spektrum an sehr unterschiedlichen Wanderungen. Vielfach auf beschaulichen Pfaden durch Wälder, über Höhenzüge und vorbei an interessanten Sehenswürdigkeiten (wie der Müngstener Brücke und Schloss Burg) bietet er eine abwechslungsreiche Mischung aus Industriekultur und ländlichem Idyll.
„Grob ist der Weg in neun Etappen von unterschiedlicher Länge eingeteilt“, erklärt Sabine Karmisevic. Die Strecke von Glüder nach Widdert ist mit 9,2 Kilometern das längste Teilstück. „Hierfür sollte man so rund drei Stunden einkalkulieren“, meint Sabine Karmisevic. In Glüder kann man den Parkplatz vor Ort nutzen, alternativ hält der Bus der Linie 252. Am Endpunkt in Widdert fährt die O-Bus 684 zurück in die Innenstadt. Höhenmeter: 400 (Steigung) beziehungsweise 313 (Gefälle). Einen Stopp empfiehlt die Solingerin im historischen Schleifermuseum Balkhauser Kotten: „Hier erfährt man viel Wissenswertes über die Solinger Schleifer-Tradition. Und im Kotten- Lädchen gibt es nicht nur eine Tasse leckeren Kaffee sowie Kaltgetränke, sondern auch Messer limitierter Auflagen zu kaufen.“

Informationen

Die GPX-Daten aller neun Etappen des Klingenpfads und der jeweiligen Rückwege stehen auch zum Download bereit: klingenpfad.solingen.deDie jeweiligen Ausgangspunkte sind fast alle gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln (www. sobus.net) oder dem Pkw zu erreichen.

Balkhauser Kotten Solingen

„Das mit 5,2 Kilometern kürzeste Teilstück führt von der Heidberger Mühle nach Gräfrath, das sind wir auch schon mal mit Freunden gewandert.“ Hier sind 194 Meter Steigung sowie 103 Meter Gefälle zu bestreiten. Dauer: ca. zwei Stunden. Den Ausgangspunkt im Ittertal an der Grenze zur Nachbarstadt Haan erreicht man mit der Buslinie 692. Es gibt auch einen Wanderparkplatz an der Ittertalstraße. Vorbei geht es an mehreren Kotten und der Bandesmühle, einst die größte Mühle der Gegend und im 15. Jahrhundert im Besitz des Gräfrather Stifts. Das Ende des Weges markiert der Gräfrather Markt mit dem schönen Brunnen, den hübschen Fachwerkhäusern und der großen Freitreppe, die hinaufführt zur Klosterkirche und dem Deutschen Klingenmuseum.

Tipp Nummer 3:
Sengbachtalsperre

Auch das waldreiche Gebiet um die Sengbachtalsperre ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Die Wanderwege, die um oder an der Talsperre entlangführen, erreicht man z. B. über das nahe Schloss Burg gelegene Höhrath an der Stadtgrenze zu Wermelskirchen. Oder vom Wanderparkplatz in Glüder aus. „Von dort geht es vorbei an Wasserwerk, Tierheim und Waldschule bergan durch einen Buchenwald zur Staumauer“, erklärt Sabine Karmisevic. „Von hier eröffnet sich ein imposanter Blick 43 Meter in die Tiefe. Und auch ein Gang über die 178 Meter lange Mauerkrone ist ein Erlebnis.“ Der Rundweg, der um den Stausee führt, ist rund 12 Kilometer lang. Inklusive des Teilstückes, das man vom Wanderparkplatz in Glüder geht, sind es über 15 Kilometer, für die man gut vier Stunden einkalkulieren sollte. Denn der Weg geht bergauf und bergab (280 Meter Höhenunterschied), erfordert eine gute Grundkondition und solides Schuhwerk.

Sengbachtalsperre Solingen

Tipp Nummer 4:
Ohligser Heide

Das rund 150 Hektar große Naturschutzgebiet im Westen der Stadt besteht sowohl aus hügeligen Sandflächen mit Heidekrautgewächsen als auch Birken- und Eichenwäldern. Hier findet sich eine reiche Vielfalt an Flora und Fauna: neben Amphibien wie Kröten und Molchen auch Tierarten, die anderswo rar geworden sind, etwa Schwarzspechte, Baumfalken und Waldschnepfen. Ebenso außergewöhnliche Pflanzenarten und an den zahlreichen Tümpeln verschiedene Libellen-Arten. „Diese breite Palette an fast alpinen Strecken an den Wupperhängen und lieblich anmutenden Wegen ohne jede Steigung im Ohligser Unterland macht den ungeheuren Reiz des Solinger Wanderwegenetzes aus“, so die Meinung von Sabine Karmisevic. „Für einen Tagesausflug sollte man sich nicht zu viel vornehmen und auch Zeit einkalkulieren für die kulturellen Highlights wie Schloss Burg, die Müngstener Brücke oder den Besuch in einem der Schleiferkotten.“

Karte Klingenpfad Solingen

Weitere Infos

  • Einen detaillierten Überblick über die einzelnen Etappen des Klingenpfads und die weiteren Wanderwege findet man auch im Paket der vierten Auflage der Solinger Freizeitkarte. Sie wurde 2017 komplett überarbeitet und aktualisiert und kostet 9,50 €. Man erhält sie in vielen Solinger Buchhandlungen, im Rathaus sowie in den Bürgerbüros.
    Die GPX-Daten aller neun Etappen des Klingenpfads und der jeweiligen Rückwege stehen auch zum Download bereit: klingenpfad.solingen.de. Die jeweiligen Ausgangspunkte sind fast alle gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln (www.sobus.net) oder dem Pkw zu erreichen.
  • Von April bis Oktober pendelt an Wochenenden sowie Feiertagen der Wanderexpress (WE687) zwischen Schloss Burg und dem Brückenpark in Müngsten.
  • Eine tolle Auswahl an Wanderwegen mit GPS-Daten und Fotos bietet auch die Website www.waldgestalt.de. Ab und an bietet das junge Team auch Termine für geführte Wanderungen.

Fotos: Leon Sinowenka, Anke Kottsieper – Biologische Station Mittlere Wupper, Dirk Marx / Bergische Bilder
Copyright © Stadt Solingen 2020