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Die
Wupper

NATURWUNDER UND FILMSTAR

Der berühmte Solinger Dokumentarfilmer Sigurd Tesche widmete dem Fluss einen mehrfach ausgezeichneten Film und zwei Bücher.
Ex-Olympionike Thomas Becker zeigt, wie man das fließende Gewässer per Kanu individuell entdecken kann.

Die Wupper. Der Fluss, mit dem die Region unwiderruflich verbunden ist. Heute ein Naherholungsgebiet erster Güte.Mit einem reichen Fischvorkommen und einer großen Artenvielfalt an ihrem Ufer. In der Erinnerung älterer Solinger allerdings stank sie. Nach Chemie und Kloake. Damals, bis in die 1980er Jahre. Zum Glück ist das Geschichte. Was für eine wunderbare Wandlung in den letzten dreißig Jahren dank eines umfangreichen nachhaltigen Wasserschutzprogrammes!

Die Wupper, älter als der Rhein

Die Wupper – älter als der Rhein! Wirklich wahr. Einige Millionen Jahre älter sogar. Denn schon vor circa 30 Millionen Jahren, so haben Geologen herausgefunden, schlängelte sich die Ur-Wupper durch küstennahes Flachland, um im vorzeitlichen Meer zu münden. Es herrschte ein subtropisches feuchtwarmes Klima und der Fluss transportierte Kies, Sand und Ton in den Ozean. Erst vor rund zwei Millionen Jahren erhob sich dann der Untergrund durch Faltenbildung – die Geburtsstunde des Bergischen Landes als Teil des rechtsrheinischen Schiefergebirges. Und dann vor etwa 800.000 Jahren fand die Wupper ihr heutiges Bett, während Mammuts und Wollnashörner noch an ihrem Ufer grasten.

Eine Art Amazonas im Bergischen Land

Buch und Film Solingen

Seit den 1950er Jahren wohnt Sigurd Tesche in Nachbarschaft der Wupper, zunächst in Solingen, nun schon seit vielen Jahren auf der anderen Flussseite in Witzhelden. Doch erst nach und nach reifte bei dem mittlerweile 78jährigen international bekannten Naturfilmer und Filmproduzenten die Idee, seinen Heimatfluss zu porträtieren. So wie er es schon mit Landschaften, Tieren und Naturphänomenen rund um den Erdball in über 600 Produktionen getan hat. 2010 präsentierte er schließlich den vielbeachteten Film „Die Wupper – Amazonas im Bergischen Land“. Und auch sein Buch „Als das Bergische Land noch am Äquator lag“ (2012) sorgte für Furore.
Tesche (siehe Bild unten) und seine Tochter Natali Tesche-Ricciardi, 1971 in Solingen geboren, die heute mit Mann und Tochter in den USA lebt – ein Dreamteam, das viele Produktionen für ZDF, WDR, NDR und internationale Sender verantwortete. Und eben auch, zusammen mit dem Diplom-Biologen Michael Leja, Buch und Film über die Wupper, die von seiner Quelle bei Börlinghausen vorbei an Marienheide, Wipperfürth, Hückeswagen, durch die Wuppertal- sperre, Radevormwald, Wuppertal, Solingen und Leichlingen fließt und bei Leverkusen in den Rhein mündet.

Ein Traum wurde wahr

„An einem schönen Wintermorgen im Januar 2007 genoss ich hoch über Balkhausen den märchenhaften Blick hinunter auf den Fluss, dessen Geschichte so einzigartig ist. Ich begann von diesem einen Film, den ich noch nicht gedreht hatte, zu träumen, und dieser Traum ließ mich nicht mehr los bis zu dem Moment, an dem es losging – im Winter 2007“, erinnert sich der Dokumentarfilmer. Rund 100 Stunden Material wurden gedreht, 45 Minuten lang wurde das Exzerpt, das in der ARD erstausgestrahlt wurde.

Natali Tesche Wasseraufnahme Solingen

Dachs, Waschbär und Iltis

Sowohl im Film wie auch im Buch spielen Flora und Fauna die tragende Hauptrolle. Die teils schroffen Felsformationen an den Uferhängen, umgestürzte Baumriesen, sumpfige Auen – die Landschaften entlang der Wupper sind Heimat vieler Tiere. Mit viel Glück kann man bei Wanderungen entlang des Flusses Füchse, Waschbären, Dachse, Iltisse, Nutrias, Fledermäuse und Salamander entdecken. Und auch Uhu, Roter Milan, Schwarzstorch, Mäusebussard und Habicht sind keine Seltenheit mehr an der Wupper. meint der begeisterte Taucher und Filmregisseur.

Solingen Feuersalamander
Solingen Eisvogel

Über 20 Fischarten

Ebenso wenig wie Graureiher und der seltene Eisvogel. In der Wupper finden sie reichlich Nahrung. Über 30 Fischarten haben Experten in der Wupper gezählt. Das abwechslungsreich gestaltete Flussbett bietet ihnen Lebensraum und Laichmöglichkeiten. Darunter Bachforellen, Zander, Äschen, Hechte, Barben, Aale, Fluss- barsche und, ja, auch Lachse. „Was für ein großartiges Gefühl – Lachse etwa bei der Eiablage mit der Kamera beobachten zu können“, berichtet Natali begeistert.
Dass ihr Vater seinen Heimatfluss mit dem großen südamerikanischen Superlativ-Strom Amazonas vergleicht – kein Zufall. „Der Titel soll natürlich auch Aufmerksamkeit erregen – aber tatsächlich hat die Wupper eine derart außergewöhnliche Artenvielfalt zu bieten, solch unterschiedliche Lebensräume, etwa eine zehn Meter tiefe Stelle im Mündungsbereich des Morsbaches, dass der Vergleich nicht hinkt!“, meint der begeisterte Taucher und Filmregisseur.

Mit dem Kanu unterwegs

Ähnlich begeistert von der Wupper ist auch Thomas Becker. Der Kanute – Olympiadritter (1996 in Atlanta) im Kanuslalom und mehrfacher Welt- meister bietet zusammen mit seiner Frau geführte Kanutouren auf seinem Heimatfluss an.
Was von April bis Oktober ein Erlebnis für Jung und Alt ist, kann im Winter schon mal eine echte Herausforderung werden. „Dann bin ich dort meist als einziger Kanute unterwegs“, erzählt der Solinger. „Selbst- verständlich halte ich mich an die Regeln und gefährde mit meinem Sport nicht die Natur. Aber gerade in der kalten Jahreszeit hat der Fluss für mich einen besonderen Reiz. Dann genieße ich die Ruhe und Abgeschiedenheit – quasi direkt vor unserer Haustür“, berichtet der Sportler, der mittlerweile hauptberuflich als Lehrer für Sport, Mathematik und Technik arbeitet.

Fotostopp am Wipperkotten

Ein beliebter Fotostopp ist das Wehr am Wipperkotten, wo eine Pause am Ufer eingelegt wird und die Kanus um das sprudelnde Wasser herumgetragen werden müssen. Hier treffen Spaziergänger und Radfahrer auf die Wassersportler und meist gibt es ein großes Hallo.
Wie schön, wenn dann alle ihre Freude am „Amazonas im Bergischen“ haben und gemeinsam dafür sorgen, dass der Fluss Jahr für Jahr noch sauberer wird, indem keiner Müll hinterlässt oder der Natur Schäden zufügt. Dann, so ist sich Georg Wulf, Vorstand des Wupperverbandes, einem Zusammenschluss von 169 Städten, Gemeinden, Stadtwerken, Entsorgungsbetrieben und Unternehmen, sicher, „werden weiterhin viele Fische, wie Lachse und Meerforellen, in die Wupper zurückkehren und unsere Renaturierungsmaßnahmen noch erfolgreicher sein.“

Kanutour in der Wupper Solingen

Mehr über Thomas Becker und seine Kanutouren auf der Wupper (Start und Ziel siehe Karte rechts) findet man im Internet unter www.wupperkanutouren.de

Zur Auswahl stehen Klassenausflüge, Teamevents, Kindergeburtstagsprogramme, Touren mit Hund und in Begleitung naturkundlich geschulter Guides. Gepaddelt wird in 3er- und 4er-Canadiern. Der Preis für die Touren ist inklusive Gepäcktransfer, kleiner Snacks und Getränke sowie einem Shuttle, das einige Teilnehmer zurück zum Ausgangspunkt der Touren bringt.
Anmeldung per E-Mail: info@wupperkanutouren.de
Telefonische Auskünfte: +49 (0) 212 – 264 27 05

Kanutour in Solingen

Fakten zur Wupper

Lauflänge: ca. 116 km
Höhenlage:
475 – 42 Meter über NHN, Normalhöhennull
Einzugsgebiet: ca. 814 Quadratkilometer
Wassertiefe, durchschnittlich:
0,3 – 2 Meter
Mittleres Gefälle: 0,4%
Quellbäche: 37
Rund 32 Fischarten leben in der Wupper.
16 Talsperren speisen die Wupper direkt oder indirekt.
Bevölkerungszahl Anrainergemeinden: ca. 890.000 Einwohner
Gesamtlänge der Wupper und all ihrer Zuflüsse: ca. 2300 km
Zu 32,4% grenzen Wälder an die Wupper,
29,3% Wiesen/Felder,
8,9% Äcker u.ä. und
26,6% städtische Flächen.

3-23°C
Die Wassertemperatur differiert im Winter an der oberen Wupper von 3 Grad Celsius bis zu 23 Grad im Sommer in der unteren Wupper.

Fotos: TDP Tesche Dokumentarfilm-Produktion, Bergischer Verlag, Bergische Bilder, Thomas Becker
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