Downhill auf dem
Klingentrail
Radfahren in Solingen –
ein abwechslungsreiches Freizeitvergnügen
ein abwechslungsreiches Freizeitvergnügen
Tolle Ausblicke. Viele Varianten. Und neu die 1,2 Kilometer lange Mountainbike-Strecke.
Hier gibt es für Profi- und Hobbyradler jede Menge attraktive Spots.
Radfahren in Solingen – da denken die meisten an „bergauf, bergab“. Stimmt, bei uns im Bergischen Land geht es schon mal rauf und runter, und doch ist das – jedenfalls, was Solingen betrifft – nur die halbe Wahrheit. Es gibt durchaus Wege etwa durch die Ohligser Heide, die kaum Steigungen mit sich bringen. Bei der rund 20 Kilometer langen „Ohligser Heide – Tour“ etwa, vorbei an Heide- und Moorflächen, Wiesen und Feldern, gilt es, 170 Höhenmeter zu überwinden.
Für die Radtour quer durch das Naturschutzgebiet benötigt man etwa 1,5 Stunden, Start- und Zielpunkt ist die S-Bahn-Station Vogelpark. Wer mag, kann (im Sommer) noch einen Sprung ins erfrischende Nass im Freibad Heide (Langhansstraße 100) einplanen.
Autofrei durch die City
De facto gibt es im Stadtgebiet von Solingen Höhenunterschiede von 223 Metern. Das liegt daran, dass sich die westlichen Stadtteile wie Ohligs im Randbereich der Kölner Bucht befinden, während der südöstliche Teil Solingens zu den Mittelbergischen Hochflächen innerhalb des Rheinischen Schiefergebirges zählt. So liegt der tiefste Punkt Solingens 53 Meter über dem Meeresspiegel, der höchste beim Gräfrather Lichtturm auf 276 Metern.
Beliebt bei Freizeitradlern ist die 14 Kilometer lange, steigungsarme Strecke der „Korkenziehertrasse“ quer durch die Innenstadt vom Südpark bis zum Bahnhof Wuppertal-Vohwinkel. Die zum – autofreien – Radwanderweg umgebaute ehemalige Bahntrasse erhielt ihren Namen aufgrund ihres S-förmigen Verlaufs, der dem Gewinde eines Korkenziehers ähnelt. Als Teil des Bergischen Panorama-Radweges bietet sie u.a. Anschluss an den Panorama-Radweg Niederbergbahn Richtung Essen-Kettwig, www.panorama-radwege.bahntrassenradeln.de/etappe03.
Unterwegs auf der „Königsetappe“
Solingen hat eine lange Radfahrer-Tradition. So wurde etwa die nach dem 2. Weltkrieg erste Radweltmeisterschaft, ausgerichtet vom Weltverband Union Cycliste Internationale, im Sommer 1954 auf dem Klingenring ausgetragen. Schon damals stellte diese Strecke mit ihren starken Steigungen und schwierigen Abfahrten hohe Anforderungen an die Fahrer. Es gewann der Tour de France – Gewinner von 1954, Louison Bobet aus Frankreich. Heute können ambitionierte Fahrer ihr Können und ihre Ausdauer auf der 53 Kilometer langen „Königsetappe“, die rund um die Klingenstadt führt, unter Beweis stellen. Höhendifferenz: 530 Meter. Optimaler Start- und Endpunkt ist der S-Bahnhof Solingen-Grünewald. Die Tour führt durch tiefe Wälder, idyllische Bachtäler, vorbei an den schroffen Hängen der Wupper und über Höhenrücken, von denen man einen weiten Blick genießt. Und neben der höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands, der Müngstener Brücke, kann man mit Schloss Burg auch noch eine der größten Burgen Westdeutschlands besichtigen.
Ebenso sehenswert sind die typischen Hofschaften mit ihren Fachwerkhäusern, an denen es vorbeigeht, sowie die alten Kotten, die von der Schleifer-Tradition der Stadt zeugen. Vier bis fünf Stunden benötigt man für diese Tour.
Trails wie in den Alpen
Das Radfahren haben die rund 140 Mitglieder des Radsportvereins Velo Solingen im Blut. In deren Reihen finden sich ambitionierte Mountainbiker ebenso wie rennsportorientierte Straßenfahrer und Hobbyradler. Im Winter sind die drei- bis vierstündigen Sonntagsausfahrten der Mountainbike-Abteilung eine feste Institution. In der Sommersaison gibt es fast täglich Ausfahrten – sowohl mit dem Rennrad, Crosser oder Mountainbike. Über Abfahrtzeiten sowie Strecken kann man sich auf der Vereins-Website informieren. Für die Aktiven von Velo Solingen ist klar: Um gute, anspruchsvolle Trails zu finden, muss man nicht in die Mittelgebirge oder Alpen fahren. Die gibt es in Solingen direkt vor der Haustür. „Einerseits enge und verwurzelte Stellen, dann wieder atemberaubende Panoramaaussichten und sonnendurchflutete Waldpassagen – diese Vielfalt hat man hier quasi direkt vor der Nase“, sagt MTB-Sportwart Ralf Müller begeistert. Und fügt lachend hinzu: „Irgendwo geht es immer hoch – besonders entlang der Wupperhänge.“ Hier eignet sich das bergische Hügelland besonders gut zum Mountainbiken, findet auch seine Tochter Majlen, 24, Studentin, früher Mitglied im MTB-Nationalkader und mehrfach Deutsche Vizemeisterin. Heute ist sie beim Training der Vereinsjugend aktiv und meint: „Rund um Solingen lässt es sich schon mit richtig hoher Intensivität trainieren. Das ist perfekt für Sportler, die sich fordern wollen.“
Doch nicht jede sportlich attraktive Strecke darf auch legal genutzt werden. Deshalb waren die Vereinsmitglieder froh, als im September 2018 der Klingentrail in Nachbarschaft des Naherholungsgebiets Bärenloch eröffnet werden konnte – ein über 1,2 Kilometer langer MTB-Parcours, der für Profis und Anfänger gleichermaßen geeignet ist, so Mitja Girkin, der als Bindeglied zwischen Streckenbauern und Verein maßgeblich an der Planung beteiligt war. Vom Bärenloch führt der ausgeschilderte Parcours in steilen und kurvigen Passagen durch dichten Laubwald Richtung Tal.
Für alle Altersklassen
und Leistungsstufen
Unzählige Stunden Plackerei mit Schaufel, Spitzhacke und Rüttelplatte lagen da hinter den ehrenamtlichen Helfern, die mit angepackt hatten – und das über vier Monate lang. Als „Leuchtturmprojekt für den Solinger Sport“ bezeichnete Bürgermeister Ernst Lauterjung den Parcours in seiner Ansprache zur Eröffnung.
Auf der Kuppe des so genannten Bärenbergs ist die Erde zu einem Plateau verdichtet. Hier beginnt die 96 Meter lange „Bergische Aufwärmrunde“ – der Übungsparcours für Anfänger und Kinder. Profis nutzen sie für ein schnelles Warmup vor der ersten Abfahrt. Hier startet auch die blaue Hauptlinie, die sich durch steile Kurven und Sprunghügel auszeichnet. Sie beinhaltet auch einige kleine „Tables“, und ist laut Streckendesigner Timm Obermann für „jeden zu realisieren, der mit dem Mountainbike umgehen kann.“
Einzigartig im Bergischen Land
Im mittleren Teil dieser Flowkey Linie können erfahrene Mountainbiker auf die rote S-Line oder die schwarze Skyhigh Linie abbiegen. Voraussetzung dafür ist allerdings eine sichere Sprungtechnik, denn es erwarten die Fahrer mittlere Sprünge und größere Gaps. Die rote Jump Line bietet fünf Sprünge, die schwarze vier, die es laut Timm Obermann, der sich die Architektur der Strecke ausgedacht hat, aber „in sich haben“.
Parallel zur roten und schwarzen Abfahrt befindet sich die gelb markierte Auffahrt Wupphill. Beim Bau der gesamten Bike-Anlage war den Machern auch der Schutz der Natur wichtig. So legten sie etwa am Rande der Strecke eine Bruthecke an, die möglichst vielen Tierarten ein Zuhause bieten soll. Traildesigner Timm Obermann, der sein Abitur an der Geschwister-Scholl-Schule in Solingen gemacht hat und heute sein Startup „Flowkey Traildesign“ in Innsbruck betreibt, betont die gute Zusammenarbeit aller Akteure, und meint: „Der Klingentrail ist im Bergischen einzigartig. In dieser Qualität gibt es nichts Gleichwertiges in der Region.“
Der 31-Jährige lebt seit einigen Jahren in Tirol, fuhr früher Rennen. Für das Mammutprojekt Klingentrail kam er gern zurück in seine alte Heimat, in der er seine Leidenschaft für MTB entdeckt hat. Und so wie er und Mitglieder von Velo Solingen sind viele andere begeisterte Mountainbiker quasi rund ums Jahr in den Wupperbergen unterwegs. So auch die „Wupperotter“, die Filme und Fotos zu ihren Aktivitäten und Touren online unter www.facebook.com/wupperotter veröffentlichen. Ein Blick in deren Chronik zeigt: Das Bergische Land und speziell Solingen haben viel Abwechslung und herausfordernde Strecken zu bieten. Einfach mal ausprobieren!
Informationen
Der Klingentrail wird von der Stadt Solingen sowie dem Radsportverein Velo Solingen e. V. betreut. Die Nutzung ist kostenfrei, die Verantwortlichen appellieren aber an Benutzer, sich an die Regeln zu halten. Diese findet man auf der Website: www.klingentrail.de. Grundsätzlich gilt: in der Dunkelheit und bei nassem Boden sollte die Strecke nicht befahren werden, um Schäden zu vermeiden. Es besteht Helmpflicht, empfohlen wird zudem das Tragen von Knie- und Ellenbogenschonern sowie einem Rückenprotektor.
Zwei Parkplätze sind ausgeschildert:
Parkplatz innerstädtisch: Cronenberger Straße 170, 42651 Solingen, 51.183711, 7.093557
Parkplatz im Tal: Fleußmühle 1, 42651 Solingen, 51.191279, 7.104465
Rücksichtnahme ist ein Thema – für alle
Im Wald gilt nicht nur: Pflanzen und Tiere sind besonders zu schützen. Es geht auch darum, auf andere Aktive zu achten – auf Spaziergänger und Wanderer ebenso wie auf Hobby-Radler und Reiter. Wenn sich alle rücksichtsvoll verhalten und Biker nicht mit einem Affenzahn an Fußgängern vorbeirasen, kann ein gutes Miteinander gelingen!
Weitere Informationen zum Radfahren in Solingen und zur Korkenziehertrasse:
www.radfahren.solingen.de
www.einfach-bergisch-radeln.de
Fotos: Klingentrail, Bastian Glumm
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