Von
Rittern, Alpakas und der Schwebefähre

Solingen – Ein Eldorado für aktive familien

Mit Kindern unterwegs in der Klingenstadt, das bedeutet vor allem Abwechslung:
auf Schloss Burg den Bergfried besteigen, im Brückenpark klettern und mit Alpakas kuscheln.

Nele (8) und Jano (4) haben es ausprobiert. Zusammen mit ihren Eltern Nana und Christian Gerhardt zeigen sie, was man alles Tolles an einem Wochenende in Solingen erleben kann.

Samstagvormittag

Schloss Burg ist der Dauerbrenner unter den Sehenswürdigkeiten, die man in Solingen gesehen haben „muss“. Auf jeden Fall für Familien. Die frühere Grafenresidenz zählt zu den größten Burganlagen Westdeutschlands und thront 110 Meter über der Wupper. Die Aussicht von dort oben ist gigantisch und der trutzige Bergfried weithin sichtbar. Der einstige Stammsitz der Grafen und späteren Herzöge von Berg entstand im 12. Jahrhundert. Heute lässt die Rekonstruktion der ursprünglichen Anlage erahnen, wie hier Ritter, Mägde und Hofnarren im Mittelalter gelebt haben. Davon zeugen zahlreiche Exponate und Wandmalereien, wie man sie etwa im Rittersaal, in der Rüstkammer, Kemenate sowie Schlosskapelle findet.
Um zehn Uhr öffnen sich die Türen von Schloss Burg. Frühaufsteher wandern von oder vom Müngstener Brückenpark bis Unterburg oder nehmen den Bus ab Solingen-Mitte. In Unterburg angekommen, hat man nach einem Spaziergang und einer Stärkung in einem der Cafés zwei Möglichkeiten, um Schloss Burg zu erreichen. Entweder es geht zu Fuß über einen Zickzackkurs den Berg hinauf (ca. 90 Höhenmeter) oder man setzt sich gemütlich in die Doppelsessel-Seilbahn und erreicht nach wenigen Minuten die frühere Grafenresidenz.
Nele und Jano macht es gar nichts aus, dass unter ihnen die Wupper plätschert. Sie juchzen während der Fahrt und winken den Ziegen, die am Berg auf einer Wiese grasen.

Mittelalter erleben
im Bergfried

Dann geht es eine schmale steile Steintreppe hinauf zur obersten Etage des nach jahrelanger Sanierung wiedereröffneten Bergfrieds. Oben erst mal durchschnaufen, Aussicht genießen und dann ab in die unteren Stockwerke. Anhand von Kurzfilmen erlebt man hautnah die spannende Geschichte der Grafen von Berg und ihrer wechselvollen Herrschaft.
Kindgerecht sind die einzelnen Stationen aufbereitet: Während es Jano das schwere Kettenhemd angetan hat, das früher Ritter getragen haben und das er beherzt anhebt, sitzt Nele begeistert auf einem mannshohen Holzpferd. „Super, dass die Minis hier so vieles ausprobieren und anfassen können“, sagt Nana Ebel-Gerhardt. Zum Schluss laufen Nele und Jano noch einmal durch den Wehrgang rund um das Gelände und blinzeln durch die Schießscharten. Nun haben sie Hunger. Bestes Gegenmittel: eine Bergische Waffel. Wer mag mit Kirschen, Sahne oder Vanilleeis. In Ober- wie auch in Unterburg bieten einige Cafés auch die üppige „Bergische Kaffeetafel“ an. Dafür benötigt man aber mindestens eine Stunde Zeit! Mal „eben schnell“ kann man in der „Bergischen Zwieback Manufaktur“ ein paar Schritte weiter aber ein leckeres Eis auf die Hand bekommen, selbstverständlich auch den typischen bergischen Zwieback in über zwanzig Variationen.

SEILBAHN IN UNTERBURG
Hasencleverstraße 2, 42659 Solingen,
www.seilbahn-burg.de,
kleine Kinder können auf den Knien von
Erziehungsberechtigten sitzen, auch Buggys
können mitgenommen werden; gestartet
wird bei gutem Wetter, vorbehaltlich
Wartungszeiten, um 10 Uhr, die letzte Fahrt
findet um 17:50 Uhr statt.

SCHLOSS BURG
Schlossplatz 2, 42659 Solingen,
www.schlossburg.de,
die Burganlage ist geöffnet
Di. – Fr. 12 bis 18 Uhr (im Winter bis 16 Uhr), am Wochenende und feiertags 10 bis 18 Uhr (im Winter bis 17 Uhr), sehr informativ: die App Schloss Burg AR mit den Erzählungen von Graf Adolf V. und Anna von Kleve.

Regelmäßige Veranstaltungen wie die Ritterspiele sowie das KinderMärchen- und Hexenfest.

DIE BERGISCHE ZWIEBACKMANUFAKTUR
Wermelskirchener Straße 2, 42659 Solingen,
www.bergischerzwieback.de

Solingen Bärenloch Kartenansicht

Samstagnachmittag

Miss Zöpfchen Stadt Solingen

Für Nele, Jano und ihre Eltern geht es nun zum Brückenpark unter der Müngstener Brücke. Immer wieder beeindruckend, dieses Stahl-Bauwerk, über 120 Jahre alt und „auf dem Weg zum UNESCO-Weltkulturerbe“. Denn zusammen mit anderen baugleichen Brücken in Europa soll Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke möglichst bald zum „UNESCO World Heritage“ gehören. Am Ende der Wanderung entlang des Flusses erwartet sie ein besonderes Highlight: Deutschlands einzige „Schwebefähre“, ein Unikat, mit dem man die Wupper überqueren kann. Gegen einen geringen Obolus (Kinder unter 3 Jahren sind frei) sowie mit tatkräftiger Unterstützung an der Draisine sind das andere Ufer und somit der „Brückenpark“ schnell erreicht.

Klettern im
Brückenpark

Das Naherholungsgebiet bietet neben großzügigen Rasenflächen mit Bänken auch einen Zugang zur Wupper. Nele springt auf eine quadratische Plattform aus Stahl. Sie horcht. Denn die Stimme, die ihr von einem verschwundenen Haus erzählt, klingt recht blechern. Zwölf solcher Platten mit Aufschriften finden sich verstreut auf dem Terrain und auf dem Weg zu den Parkplätzen. Die Antworten auf das „Müngstener Rätsel“ erfährt nur, wer alle findet. Zum Ende des Tages wäre nun noch eine Runde Minigolf auf der Traditions-Anlage von Familie Böhm gleich nebenan möglich. Und im Kiosk gibt es eine große Auswahl an Eiscreme.
Ganz toll findet Nele auch den Spielpfad, der vom Brückenpark hinauf zum Bahnhof Schaberg führt. An Seilen kann man sich herrlich den Berg hinauf- bzw. hinunterhangeln und auch die Kurvenrutsche macht ihr riesig Spaß. Auf dem Rückweg zum Auto entdeckt sie auf der anderen Flussseite noch ein besonderes Bauwerk mitten im Wald: der Diederichstempel, ein Aussichtspavillon, vor über 120 erbaut, sieht total romantisch aus, findet sie.

Sonntagvormittag

Wunschprogramm für heute: „füttern“ und „streicheln“. In Solingen bieten sich da gleich mehrere tolle Locations an: Seit Jahrzehnten bei Kindern sehr beliebt ist der Tierpark Fauna in Solingen-Gräfrath mit seinen mehr als 400 Tieren. Ob Sommer oder Winter – hier ist immer etwas los. Mama Känguru hat gerade Nachwuchs bekommen, die Totenkopfäffchen toben durchs Gehege und eine Gruppe Erdmännchen macht Faxen. Reptilien und Amphibien leben in einem separaten Tropenhaus, Mufflons und Damhirsche auf einem großzügig angelegten Waldstück. Ebenfalls ein Paradies für Familien: der Solinger Vogel- und Tierpark am Rande des Naturschutzgebietes Ohligser Heide. Hier leben auf rund 1,5 Hektar über 300 Tiere, darunter zahlreiche Wildkatzen und Waschbären sowie viele Arten von Papageien und exotischen Singvögeln. „Da gefallen mir besonders gut der große Spielplatz und dass man die kleinen Tiere im Streichelzoo auch anfassen kann“, meint Jano.
Streicheln lassen sich auch einige der Alpakas und Lamas von Anette und Jörg Rabanus. Das Ehepaar organisiert Wanderungen mit den südamerikanischen Klein Kamelen, ebenso Kindergeburtstage. Dabei werden die Tiere am Führstrick gehalten. Teilnehmen an den Exkursionen von „Bergisch Alpakas“ können Kinder ab vier Jahren. Die zwei- bis dreistündigen Gruppen Wanderungen gehen bergauf und bergab, nur ab und an werden Pausen gemacht.
Eine Herde von acht Alpakas hält auch Henrike Plettenburg im Solinger Ittertal. Auf einer großen Wiese stehen „Paro“, „Django“, „Silos“ und die anderen aus der Herde. Klassischerweise kann man bei „Lapakatal“ Wanderungen mit den Tieren buchen. Und auch schöne Events und Kindergeburtstage im und an dem großen Beduinenzelt organisiert sie gern. Nele und Jano nähern sich den Tieren vorsichtig. Nele hat es „Ernesto“ besonders angetan. Er hat eigentlich den Ruf ein „Rüpel“ zu sein, aber zu Nele ist er heute besonders nett. Naja, kein Wunder Nele hält ja auch Futter bereit. „Die sind total gierig“, erzählt die Achtjährige glucksend. Auch Mama Nana ist begeistert: „Ich bin echt ein Fan von Alpakas, die sind soooo weich, total süß“, schwärmt sie. „Aber die geben manchmal auch komische Geräusche von sich. Und die können auch rülpsen. Das hat ganz schön gestunken “, meint Nele lachend. Und dann sind da auch noch die Ziegen, die man füttern und streicheln kann. Super, finden Nele und Jano!

Lapakatal Solingen
Fotos:  Leon Sinowenka
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